Genunea und Eberhard Musculus
Bild: Genunea Musculus

Ich klage die List an.
Sie erschuf uns Menschen, die Tiere und Pflanzen zum Leiden auf Erden.
Genunea Musculus

Der folgende Text entstand Anfang der achtziger Jahre, schildert meine erste Begegnung mit Heinz Musculus und wurde, zusammen mit einer weiteren Erzählung, im Buch „Heinz -Der letzte Dialog“ 1996 im Selbstverlag und 2010 bei „BookRix“ veröffentlicht.

Genunea Musculus

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Genunea Musculus:
Heinz - Der letzte Dialog

(publiziert bei · published by
 „BookRix“)
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Der Zufall - mein Glück

Der Kartoffelknödel blieb mir fast im Halse stecken, als er auf mich zukam und sich neben mich setzte. „Na, Puppe, Du sitzt an meinem Stammtisch, und Berlinerin scheinst Du auch nicht zu sein.“ Behutsam nahm ich meinen Sauerbratenteller samt Soße und Knödeln und wollte sogleich an einem anderen, freien Tisch verschwinden.

„Aber nicht doch! Schaue ich denn so furchterregend aus, dass es Dir den Appetit verschlägt?“ „Ich möchte Sie nicht stören“, erwiderte ich und fixierte prüfend den kleinen Mann, der mir etwas zudringlich erschien. Ein interessanter Typ - dunkle, etwas zu lange Haare, noch dunklere Augen mit schwarzen Augenbrauen, ein ernstes, aber doch verschmitztes Gesicht; den Mantel leger offen, keine Krawatte und Sandalen ohne Socken. 'Nicht nur ungewöhnlich, auch originell', stellte ich mit Vergnügen fest - und blieb. „Ich bin aus Rumänien und besuche als Touristin die DDR.“ „Soso, eine feurige Balkanesin also! Gefällt Dir Berlin?“ „Sehr gut“, antwortete ich. „Dann bleib' doch hier und heirate mich. Ich bin gerade frisch geschieden und möchte so eine exotische Frau wie Dich. Ein Küchenwunder muss sie aber auch sein - ich esse gern und gut.“ Verblüfft schaute ich ihn an.

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Heinz Musculus

„Gestatte, mein Name ist Heinz Musculus, bin Maler und Pressezeichner und suche so ein charmantes Wesen, wie Du es bist. Vis-à-vis von hier wohne ich. Meine schöne Atelierwohnung wird von nun an Dir gehören. Also, bist Du bereit, mir Dein Jawort zu geben? Ich habe Dir barfuß in Sandalen mein ganzes Leben zu Füßen gelegt.“ „Meine Ehe muss aber eine Liebesehe werden, und so blitzschnell geht das alles nicht“, antwortete ich lachend. „Lieben - das wirst Du mich bestimmt, wenn Du mit mir jetzt gleich mein Atelier besuchen wirst.“ „Das möchte ich nicht:“, antwortete ich verschämt. „Ich verstehe. Du bist ja vorläufig noch eine unemanzipierte Balkanesin. In fünf Minuten bin ich wieder hier.“

Mit mehreren Zeichnungen in einer Mappe kam er zurück. Das erste Bild, das er mir vorlegte, war seine Federzeichnung „Unterdrücktes Europa“. Ich betrachtete die Zeichnung, ihn, bewunderte seine künstlerische Aussage - und gab ihm mein Jawort.

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Federzeichnung
Unterdrücktes Europa
(1945)

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