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Bobby nahm an Nunis Ausflügen nie teil. „Schau mal! Genau, wie Du Freude verspürst, wenn Du den Pruth überquerst, genieße ich die Theorie des Archimedes“, erklärte er ihr in seiner Bescheidenheit und etwas schüchtern, „für Sport, Spaziergänge und langweilige Menschen habe ich nicht viel übrig. Kannst Du mich verstehen?“
Trotz dieser unterschiedlichen Lebensauffassungen hatten sich die beiden immer lieber. Bobby fand Gefallen an dem lebhaften Wesen seiner Schwester. Er hatte keine Freunde, und so musste Nuni ihm oft vortanzen oder französische Gedichte in ihrer pathetischen, ulkigen Weise vortragen. Täglich weckte er seine Schwester aus dem Schlaf.
Er stand früher auf als Nuni, schlich durch ihr Zimmer ins Bad – ganz leise, um sie so früh noch nicht zu stören. Nach dem Duschen fand er sich wieder bei ihr ein. Im Slip umkreiste er den runden Tisch vor Nunis Bett. In der einen Hand hielt er seine Zahnbürste, in der anderen sein Frottéetuch. Aus Verdis Opern sang er nun, die Zahnbürste als Taktstock schwingend, erst piano, dann immer heftiger, den Text „Steh auf, mein Kind, die Sonne lacht, die Schule ist für Dich schon wach!“ So drehte er so viele Runden um Nunis runden Tisch, bis diese endlich aus dem Bett schlüpfte.
Auch an ihrem Aussehen zeigte Bobby Interesse. Er bewunderte sie im Stillen, als sie ihr schönstes Ballkleid zur Hochzeit ihres Cousins Teofil trug – ein Modellkleid, das Lilly für Nunica aus Paris bestellt hatte, aus weißem Tüll, mit vielen aufgesetzten rosa Samtrüschen.
Diese Trauung fand in der Kapelle der Residenz von Czernowitz statt, und man feierte anschließend im Offiziers-Casino bis in den Morgen hinein, da Teofil gleichzeitig zum Leutnant befördert worden war. Unzählige Uniformierte umzingelten Nunis Silhouette und baten um den nächsten Tanz. Blasiert ließ sie sich umschwärmen, zeigte aber für keinen von ihnen Sympathie. Sie wusste, dass die Herren Offiziere auf längere Sicht nur nach reicheren Mädchen jagten, um ihr luxuriöses Leben bestreiten zu können. Außerdem verfügten die meisten Offiziere über ein sehr geringes geistiges Niveau, und all dies entsprach Nunis Mentalität überhaupt nicht.
Ihrer Mentalität entsprach vielmehr, dass Silviu ihrer Lehrerin so galant den Hof machte, dass sie am nächsten Tag einen Aufsatz mit bester Note bewertet bekam.
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