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In der Oberschule, in der Willy seine Tätigkeit als Lateinlehrer aufnahm, gab es andere Probleme. Seine neuen Kollegen freuten sich zwar über Willys Hilfe, denn sie waren mit den vielen Lehrstunden sehr überlastet, doch im Gegensatz zu Willy sahen sie samt Schuldirektor die politische Entwicklung mit wenig Optimismus. Niemand glaubte mehr an Hitler und dessen Erfolg, während aber viele Schüler ihrem „Führer“ zujubelten und einen deutschen „Endsieg“ greifbar nahe wähnten.
In Patschkau hatten Nuni und Willy sich schnell und gut eingelebt. Sie kümmerten sich nach ihren letzten Erfahrungen wenig um Krieg und Politik und nahmen die Ereignisse gelassen hin. Die kulturelle Seite ihres Lebens bestand aus Kinofilmen, die sie sich zweimal wöchentlich ansahen, und in der sonntäglichen Messe, die die beiden ihrer „Tante Luise“ zuliebe besuchten.
Die Sommerferien verbrachte das junggetraute Paar in Breslau bei Willys Verwandten. Dort besuchte Nuni mit besonderer Freude das renommierte Café „Huthmacher“. Man bekam das beste Eis markenfrei.
Dort waren sie auch am Morgen des 22. Juni 1941, als sie im Rundfunk hörte, dass deutsche und rumänische Truppen die Sowjetunion angegriffen hatten. Krieg gegen Russland! Das Eis glitt ihr aus der Hand vor Schreck. Willy versuchte, sie mit der Begründung zu beruhigen, dass Silviu zu alt und Bobby zu jung seien, um in den Kriegsdienst gezwungen zu werden.
So vergingen die Ferien voller Sorgen. Ende August kehrten Nuni und Willy nach Patschkau zurück, und Willy erfuhr, dass er nach Cosel, Oberschlesien, versetzt werden sollte. Als junger Studienassessor musste er an mehreren Schulen Erfahrungen sammeln, um später einmal zum Studienrat befördert zu werden.
Der Abschied von Tante Luise fiel ihnen sehr schwer.
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