| über Menschen und Tiere werde ich Euch erzählen, die mir als Persönlichkeiten begegnet sind... Genunea Musculus | | Episode aus dem Roman „Genunea. Czernowitz liegt nicht nur in der Bukowina“ Geschäfte, Geschäfte | | |
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Endlich ohne Gouvernanten, fühlte sich Rondella selbstständiger, und Bobby konnte sich noch intensiver in seiner spirituellen, intellektuellen Atmosphäre einfinden. Oft fuhren Lilly und Silviu dienstlich nach Bukarest. Dann freute man sich doppelt: einmal bei ihrer Abfahrt – man blieb ja ohne Aufsicht – und dann bei ihrer Ankunft, denn man bekam die verschiedensten orientalischen Spezialitäten mitgebracht! Waren die Eltern fort, verbrachten die Kinder die Abende in der gemütlichen Küche. Das ganze Personal versammelte sich, und man erzählte... Es war hier eine andere Konversation als die Kinder sie bei den Eltern, in der Schule und bei den Gouvernanten anhören mussten – eine amüsantere.
An einem dieser Abende fühlte sich Hilde sehr müde und meinte. „Ich gebe zehn Lei, wenn sich jemand von Euch anbietet, mir die Füße vor dem Schlafengehen zu waschen.“ Sogleich antwortete Bobby: „Für fünfzehn Lei wasche ich Dir die Füße und den Popo, Hilde.“ Es waren nicht etwa subversive Gedanken, die der Kleine äußerte. Nein, er ging schon zu Schule, und sein Interesse hatte sich ausschließlich den Büchern zugewandt. Mit Geld konnte er diese beschaffen, und Geld bekam so eine große Bedeutung in seinem Leben.
Mit Rondella machte Bobby die brillantesten Geschäfte. Er verzichtete auf seine Schokolade und Bonbons, die er geschenkt bekommen hatte. In einer verschließbaren Schublade seines Schreibtisches versteckte er die Leckereien. Ging Rondella wieder einmal zu ihrem Hoflieferanten Josef Zoref, erblickte Bobby sie schon von seinem Fenster aus und schrie: „Rondella, komm bitte her. Ich möchte Dir viel feinere Schokolade verkaufen, als Du sie beim Zoref bekommst!“, wedelte mit einer Tafel Schokolade „Suchard“ und wies Rondella so den richtigen Weg – zu ihm. „Ich lasse Dir die Tafel auch billiger.“ Diese Verlockungen überzeugten Rondella immer wieder, und sie nahm solche Angebote immer wieder strahlend an. Bobby führte sogar Buch über die verkaufte Ware.
Die Eltern machten sich keine Sorgen um ihr Söhnchen. Die Schule und das Aneignen neuer Kenntnisse füllten sein Wesen aus. Er entwickelte sich zu einem Bücherwurm, und schwer konnte man ihn zum Spielen an die frische Luft bringen.
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