Genunea und Eberhard Musculus
Bild: Genunea Musculus

über Menschen und Tiere werde ich
Euch erzählen, die mir als
Persönlichkeiten begegnet sind...
Genunea Musculus

Episode aus dem Roman „Genunea. Czerno­witz liegt nicht nur in der Buko­wina“

Stefanie von Turetzki

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Bälle arrangierte man am laufenden Band. Prinzen, Fürsten und sonstiger Adel erschienen in Massen. Maria wurde diesmal von einem älteren, imposanten Herrn umworben, einem Russen, Atanasie de Turetzki. Er verliebte sich in ihre Schönheit, ging am nächsten Tage zur Königin, bat um Marias Hand und den majestätischen Segen. Carmen Silva informierte sich erst genau über seine Herkunft und erfuhr, dass er in Czerno­witz mehrere Güter hatte, reich war und anständig. Atanasie de Turetzki gefiel auch Maria, und er gab Carmen Silva sein Wort, dass er Marias Kind sofort adoptieren würde. Maria heiratete Atanasie und verließ das königliche Haus. Nach wenigen Monaten erschien auf dieser Welt, in Czernowitz, Stefanie, die kleine „Parkprinzessin“.

Die aber erfuhr von ihrer originellen Herkunft erst 1892, im Alter von 24 Jahren! Als man sie ihr erzählte, war sie gerade nach fünfjähriger Studienzeit mit dem Doktortitel der Philosophie aus Wien nach Czernowitz zurückgekehrt. So verstand sie die Situation wohl umso besser.

Ihre Eltern waren gut und stolz auf sie. Stefanie war für Rondella und für alle Menschen, die sie kannten, die personifizierte Güte und Weisheit. Durch Philantropismus und Altruismus verschönerte sie ihr Leben und das vieler anderer. Sie sprach perfekt französisch, deutsch, rumänisch und englisch, verfasste Lyrik und Erzählungen, malte, stickte, spielte hervorragend Klavier und war die beste Köchin.

Stefanie Jemna (geb. von Turetzki)

Da Stefanie sich ein Kind wünschte, willigte sie in eine „Vernunft­ehe“ ein. Sie war dreißig. Der reiche Vasile Jemna, Buch­halter und Direk­tor an der öster­reichi­schen Bank in Czerno­witz, wurde ihr Mann. Er besaß vier Häuser und ein Sägewerk im Süden der Buko­wina. Die Ehe „ging“ – wie man so sagt. Stefanie hatte so viele Inte­ressen, dass sie von ihrem Gatten wenig Notiz nahm, denn er war ihr nicht in allem ebenbürtig.

Vasile war der Proto­typ des tüch­tigen Geschäfts­mannes, hatte aber gott­seidank ein fröh­liches Wesen, einen schwarzen, selbst­gedrehten Franz-Josephs-Schnurr­bart, ein dickes Bier­bäuch­lein, hoch­steife Krägen, goldene Man­schetten­knöpfe, schwarze Lackschuhe und immer gute Laune. Nachts kehrte er oft in leicht an­ge­trun­kenem Zustand im Fiaker nach Hause zurück. Sein Stimme weckte dann alle Nach­barn: „Fanni, mein Fannerl, ich bin wieder da!“ So stand er glücklich vor der Haus­tür.

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