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Bei Tagesausflügen nach Ost-Berlin war man über viele Jahre hinweg gezwungen, dort 25 DM zu dem etwas fragwürdigen Wechselkurs von eins zu eins (statt eins zu etwa vier) in die dortige Währung umzutauschen.
Anfang oder Mitte der achtziger Jahre wollten wir von einem Tagesausflug aus Ost-Berlin nach West-Berlin zurückkehren und hatten noch zehn bis elf „Ost-Mark“ übrig. Wir hätten diese bei einer Ost-Berliner Wechselstelle für spätere Besuche hinterlegen können. Aber ich hatte keine sonderliche Lust auf den morbiden Uncharme Ost-Berliner Wechselstellen („Ihre Bersonaldoggumende bidde ...und füllnse noch das Formular hier aus“) und vergrub diese zehn bis elf „Ost-Mark“ einfach auf einer brachliegenden Fläche an der Friedrichstraße. Zudem zahlte die „DDR“-Bank für hinterlegtes „Ost-Geld“ keine Zinsen - und für vergrabenes „Ost-Geld“ ebenfalls nicht.
Natürlich haben wir diese zehn bis elf „Ost-Mark“ nie wieder ausgegraben. Zum einen waren wir nur sehr selten in Ost-Berlin, zum anderen hätte das Ausgraben sicher den Verdacht geweckt, wir würden gegen irgendwelche dubiosen Ost-Gesetze verstoßen, indem wir a) illegal nach Gold oder Öl graben oder b) illegal einen Tunnel nach West-Berlin oder West-Deutschland graben oder c) illegal sonst irgendetwas tun... und was schließlich war nicht illegal in diesem illegalen Ländchen zwischen Elbe und Oder?
Wenige Jahre später kam das „Ost-Geld“ völlig aus der Mode. Doch an der Stelle, an der wir damals die zehn bis elf „Ost-Mark“ vergraben hatten, wuchsen nun zahlreiche stattliche Gebäude aus der Erde. So trug unser vergrabenes „Ost-Geld“ doch noch späte, aber reiche Früchte. Wir müssen nun nur noch eine winzige Formalität erledigen: unsere Eigentumsrechte an diesen Gebäuden feststellen lassen.
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