Genunea und Eberhard Musculus
Bild: Genunea Musculus

über Menschen und Tiere werde ich
Euch erzählen, die mir als
Persönlichkeiten begegnet sind...
Genunea Musculus

Episode aus dem Roman „Genunea. Czerno­witz liegt nicht nur in der Buko­wina“

Bobby in Vatra Dornei

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Vatra Dornei, der roman­tische Kurort in der Buko­wina, an dem sich einst die Eltern kennen- und lieben­gelernt hatten, weiß über die Familie Dimi­tro­vici manches zu erzählen. Man fuhr in den Sommer­monaten dorthin, nachdem man die Meeres­kur an Adria oder Schwar­zem Meer beendet hatte. Das Hotel lag gegenüber dem Rokoko-Casino. Eines Morgens ging es in diesem Hotel beson­ders lustig zu. Rondella hatte gerade ihr zwölftes Lebens­jahr er­reicht, Bobby sein achtes. Die beiden Kinder standen in ihren Betten und spielten Hand- und Fußball mit Kissen. Ihr Jubeln ertönte im langen Korri­dor, und sie hörten nicht das Klopfen an ihrer Tür. Es war der Kellner vom Casino, der an jedem Vor­mittag das Frühstück für die Kinder auf einem Tab­lett brachte. Er trat ins Zimmer. Ein Kissen flog ihm an den Kopf, heiße Sahne, Schoko­lade und Nuss­kipferln schwam­men auf dem Boden. Die Fenster waren geöffnet, und der Luft­zug ließ auch die Türen der Nacht­käst­chen auf­springen. Nachttöpfchen kippten um – volle Nacht­töpfchen!

Am Tage wurde die Kur ungestört fort­gesetzt. Es regel­te sich alles wie am Schnür­chen – bis eine Sen­sa­tion Vatra Dornei erreichte. Im Kino wurde die erste Fall­schirm­springerin gezeigt. Bobby wurde nach­denk­lich und malte sich so Ver­schie­denes aus. Nach dem Frühstück ging Rondella Tennis spielen. Bobby blieb mit seinen Büchern allein im Zimmer zurück.

Ein Freund der Fami­lie, Stefan von Rezzori, wollte Silviu besuchen. Er klopfte an die Tür der Kinder, bekam aber keine Antwort und trat ein. Sprach­los blieb er bei offener Tür stehen. Bobby stand auf dem Fenster­brett. Um seine Taille hatte er einen Regen­schirm be­festigt und war „start­bereit“. „Onkel Stefan, komm bitte herein, ich fliege gleich mit dem Fall­schirm hinunter!“, rief Bobby. „Bleib noch ein wenig stehen. Ich muss Dir den Fall­schirm besser am Gürtel be­festi­gen, damit nichts pas­siert!“, er­wider­te der Onkel, und lang­sam schritt er auf das Fenster zu. Er nahm Bobby vorsichtig in seine Arme und erklärte ihm die Gefahr.

Nicht in jedem Bereich war Bobby so mutig. Dem morgendlichen Waschen stand er durchaus skeptisch gegenüber. Vor allem fand er das Zähne­putzen überflüssig. Um sich für diese Helden­tat Mut zu machen, hat er die kleine Zahnbürste mit der Creme in seinen Händ­chen ge­schau­kelt und bis „zehn“ gezählt, bevor er dieses Objekt in sein Mündchen schob. Auch die Haare wollte er sich nicht schnei­den lassen. Die Eltern mussten ihm glaub­haft ver­sichern, dass sich seine Haare grün ver­färben würden, wenn man sie nicht schnei­det – erst dann durfte der Friseur an sein Köpf­chen.

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