Genunea und Eberhard Musculus
Arthur Schopenhauer

Unsere zivilisierte Welt
ist nur eine große
Maskerade.
(Arthur Schopenhauer)

Ein Text aus der Zeit um 1985

Theater

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Theaterstücke werde ich schreiben. Theaterstücke sind gewissermaßen dreidimensional: Bewegung, Bild, Ton. Mehr brauche ich nicht, mehr will ich nicht. Nicht Kulissen. Nicht Beleuchtung. Nicht Publikum. Publikum sowieso nicht, es applaudiert, und Applaudieren stört die Dreidimensionalität der Aussage eines jeden Theaterstücks - vorausgesetzt, es hat eine Aussage. Und wenn es eine hat, dann versteht das Publikum diese Aussage entweder falsch oder gar nicht. Letzteres wäre nicht so schlimm, doch beides zusammen ist schlimm genug.

Requisiten brauche ich auch nicht. Nicht im herkömmlichen Sinn, nicht im Übertragenen oder außergewöhnlichen. Tische, Stühle nehmen der Bewegung die Luft zum Atmen. Teppiche - sie besänftigen den Ton, er klingt dann nicht mehr klar genug. Die glockenförmigen Röcke barocker Damen füllen drei Viertel des Bühnenbildes aus und beeinträchtigen die Sicht, das Bild.

Schauspieler und Komparsen sollten ebenfalls wegfallen. Wenn nämlich deren Bewegungen, wenn nicht ihr Spiel vollkommen mit der Aussage abgestimmt sind, verlieren auch Ton und Bild ihre Wirkung und werden dann falsch oder gar nicht verstanden. Letzteres wäre nicht so schlimm, doch beides zusammen ist schlimm genug.

Auch der Gedanke, auf eine Bühne zu verzichten, ist nicht unvernünftig. Eine Bühne brauche ich nicht. Nicht im herkömmlichen Sinn, nicht im Übertragenen oder außergewöhnlichen. Eine Bühne ist sehr begrenzt, engt die Bewegung ein, nimmt ihr die Luft zum Atmen, die Begrenztheit überträgt sich auf die Aussage des Theaterstücks und gefährdet so auch Ton und Bild.

Und was für die Bühne gilt, trifft auch auf das Gebäude zu, in dem die Bühne eingemauert liegt. Also - auch kein Gebäude.

Keine Kulissen, kein Publikum. Keine Requisiten, keine Schauspieler, keine Komparsen. Kein Applaus. Keine Bühne, kein Theaterhaus. Das, das ist Theater!


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